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comic.de aktuell
Das Jahrhundert vor "Tintin"
Eckart Sackmann aus einer besonderen Ausstellung
Die Bibliothèque Wittockiana liegt in einem Stadteil im Osten Brüssel, der einen recht wohlhabenden Eindruck macht. Man widmet sich hier dem Bucheinband. Dass in den Ausstellungsräumen des Hauses nun eine Schau zum Comic stattfindet, ist sicher dem "Jahr der Comics" und den Verbindungen zum Comicmuseum CBBD zu verdanken. Dessen Direktor Jean Auquier hat die Ausstellung zusammengestellt und betreut.
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Dass die Geschichte des Comic nicht beim Yellow Kid anfängt, ist in Frankobelgien schon seit Jahren die vorherrschende Meinung. Für unsere westlichen Nachbarn beginnt die Bildliteratur hingegen mit dem Genfer Rodolphe Töpffer. Das Jahrhundert zwischen Töpffer und "Tintin" wurde bisher allerdings nur wenig beachtet.
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Was hier nun in der Bibliothèque Wittockiana gezeigt wird, ist deswegen eine Sensation. Erstmals hat man sich die Mühe gemacht, die Wurzeln des belgischen (und mehr noch des französischen) Comic anhand von gedruckten Beispielen zu präsentieren.
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Der Schwerpunkt liegt auf den Veröffentlichungen in Zeitschriften. Die Bilderbogen (Epinal, Weißenburg) spielen hier nur eine Nebenrolle. Der französische Comic entwickelte sich aus den satirischen Blättern des Verlegers Charles Philipon heraus.
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Anders als in Deutschland gründeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur die Witzblätter, sondern schon bald auch eine Jugendpresse mit Bildergeschichten. Seit den 80er Jahren erschienen Abenteuercomics in Fortsetzungen. Diese Comics hatten zunächst Untertexte, nicht nur in Reimen, sondern auch in Prosa.
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Der Sprechblasencomic entwickelte sich auch in Frankreich nur zögerlich; es gab ihn vereinzelt seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Erst in den 20er Jahren sah man mehr und mehr Sprechblasen. Gerade aber die Frühformen der Bild-Erzählung haben ihren Reiz.
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Für Comicforscher ist die Brüsseler Ausstellung ein Paradies. Auswahl und Menge der Exponate bestechen. Es gibt einen dreisprachigen Katalog (französisch, flämisch, englisch; Cover siehe Bild ganz links), der allerdings erschöpfender sein könnte (128 Seiten, 15 Euro).
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