Grand Prix de la Ville d'Angoulême
Jean-Claude Denis
Der "Grand Prix", die höchste Ehrung des Festivals, ging 2012 an den Franzosen Jean-Claude-Denis.
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"Bestes Album 2012" wurde Guy Delisles "Chroniques des Jérusalem"
Offizielle Website des Festivals (frz.)
Bericht vom Comic-Festival Angoulême 2011
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comic.de aktuell
Angoulême 2012
Heiner Lünstedt berichtet vom Comicfestival
Von Mäusen und Comics
Im letzten Jahr war es eine echte Überraschung, als Art Spiegelman den Grand Prix in Angoulême erhielt und somit zum Präsidenten der diesjährigen Veranstaltung gewählt wurde. In 39 Jahren ist Spiegelman erst der fünfte "Nichtfrankobelgier", dem das sich ja eigentlich "international" nennende Festival diese Ehre erweist. Der Präsident ist in Angoulême sehr viel mehr als ein Grußaugust, der zur Veranstaltung nur das Plakatmotiv beisteuert. Er wird mit einer großen Ausstellung geehrt, und in diesem Umfeld hat es Tradition, dass er auch auf Comic-Kollegen hinweist, die ihm selbst besonders wichtig sind. Dies geschah eher in einem Seitenflügel der großen Werkschau, doch Art Spiegelman nutzte die Veranstaltung dazu, gleich zwei große Ausstellungen zu präsentieren. Sie werden noch bis zum 6. Mai in Angoulême gezeigt werden.
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Ausstellung spanische Comics
David Boller
Auch unser alter Bekannter aus den letzten Jahren stand wieder in der Signierschlange.
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Das architektonisch sehr reizvolle Bâtiment Castro (das "alte" Comicmuseum) zeigt in der überwältigenden Werkschau CO-MIX die Kronjuwelen aus Spiegelmans Schaffens und stellt damit klar, wie fahrlässig es ist, ihn auf "Maus" zu reduzieren. Direkt gegenüber am anderen Ufer der Charente, im riesigen Musée de la BD, richtete Spiegelman sein privates Museum ein. Er lud ein zu einer fachkundig durch Videofilme moderierten einzigartigen Zeitreise durch die Comicgeschichte. Hierzu musste das eher frankobelgisch ausgerichtete Museum auf etliche Leihgaben zurückgreifen um den Ansprüchen Spiegelmans gerecht zu werden. Zu sehen gab es u. a. Lyonel Feiningers für US-Zeitungen entstandene Comics, Olaf Gulbranssons Simplicissimus-Seiten, frühe "Donald-Duck"-Originale von Carl Barks, Titelbildern aus dem MAD-Magazin sowie Underground-Comics von Crumb und Shelton.
Neben diesen beiden einzigartigen Präsentationen verblassten fast alle restlichen Ausstellungen, abgesehen von "Une autre histoire" ("Eine andere Geschichte"), einer ebenso ansprechenden wie überraschenden Gegenüberstellung von Ölgemälden und Comicseiten von Zeichnern wie Hergé, Victor Hubinon oder Jijé. Auch eine Ausstellung mit schwedischen Strindberg-Comics wusste zu gefallen. Die groß angekündigten Comicländer-Präsentationen zu Spanien und Taiwan hingegen kamen fast ganz ohne Originalseiten aus. Eine herbe Enttäuschung war "L'Europe se dessine" ("Europa zeichnet sich selbst"). Das lag nicht nur daran, dass auch hier keine einzige der eigens zum Vermitteln einer europäischen Identität in Auftrag gegebenen Comicseiten im Original zu sehen war. Schlimmer war noch, dass die Auswahl der Zeichner ohne jeglichen Sachverstand nach dem Zufallsprinzip geschah. Neben Werken von Starzeichnern wie Miquelanxo Prado, Hervé Baru oder Milo Manara wirkten fast alle anderem Beiträge - wie auch die der deutschen Comic-Nobodys Phillip Janta, Michael Jordan und Claire Lenkova - einfach nur peinlich.
Ansonsten herrschte "business as usual" im europäischen Comic-Mekka, was ja alles andere als schlecht ist. Zahllose internationale Künstler zeichneten freigiebig Sketche in Comicalben. Das Programm war abwechslungsreich und das Wetter wie immer sehr viel milder als in Deutschland. Jeder am Comic Interessierte dürfte auch in diesem Jahr wieder voll auf seine Kosten gekommen sein.
Die am letzten Tag des Festivals verkündeten Preisträger fielen hingegen ziemlich überraschend aus - und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Nicht etwa Craig Thompsons epischer Meilenstein "Habibi" erhielt den Preis des "Besten Comic-Albums", sondern mit "Aufzeichnungen aus Jerusalem" wurde ein weiterer Band von Guy Delisles "mit dem Kinderwagen durch Krisengebiete"-Comic-Reportage-Reihe ausgezeichnet. Den Grand Prix gewann nicht etwa jemand wie die weltweit stark beachtete, in Paris lebende Marjane Satrapi ("Persepolis"), sondern der eher unscheinbare französische Zeichner Jean-Claude Denis ("Luc Lamarc"). Unwahrscheinlich, dass dieser es als Präsident im nächsten Jahr ähnlich krachen lassen wird wie Art Spiegelman.
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Roter Teppich vor dem "neuen" Museum
Ausstellung Une autre histoire
Heiner Lünstedt
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Großzügig: Das neue Museum
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Auch in Frankreich in Mode: Comic-Püppchen
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Lebensart: Die Markthalle von Angoulême
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