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Erik: Dédé

Veranstaltungsprogramm
Sonntag, den 10. Juni 2010

11:00 Uhr
Bilder der Wahrnehmung, Bilder von Relationen: Die versteckten Diagramme der Comic-Welt

Vortrag von Lukas Wilde
Wenn vom Comic als "Erzählung mit Bildern" die Rede ist, wird eine große Einstimmigkeit zumeist einfach vorausgesetzt: was den Status einer flächigen Darstellung als "Bild" ausmacht. Anders als ein Diagramm oder eine Karte, welches seinem Objekt nur in der Beziehung der Teile untereinander entspricht, versteht man unter einem "Bild" eine Repräsentation der sinnlichen Wahrnehmung. Aber wem oder was ähnelt dieser Donald Duck eigentlich? Und sehen sich nicht oft alle Akteure eines Zeichners ähnlicher als die verschiedenen Bruce Waynes unterschiedlicher Interpreten? Wenn wir Cartoons wie die Peanuts betrachten, lassen sich sofort frappierende Ähnlichkeiten zu Diagrammen und Karten konstatieren: Einige Linien stehen für Wolken, andere für Haare; und über Lucys Aussehen wissen wir nur etwas im Vergleich zu Charlie Brown. Anhand der Entwicklung des Comics, von den Karikaturen Rodolphe Toepffers bis zum gegenwärtigen Manga, verfolgt der Vortrag gänzlich gegenläufige Bildfunktionen, manchmal sogar in ein- und demselben Panel: Wenn die Manga_Hauptfiguren nur schematisch angedeutet werden, während Hintergründe in voller sinnlicher Wahrnehmung erstrahlen, wenn sich Darsteller in "Super deformed"-Affektbildern in reine Relations-Skizzen zurückverwandeln, dann sieht man, mit welcher Bandbreite an visuellen Phänomenen der Comic jonglieren kann, die eigentlich ganz verschiedenen Bereichen der "Sichtbarkeit" angehören.
Rathaus, Raum Nr. 117, 1. Stock

ca. 11:40 Uhr
Pharao und Meisterdieb. Die "Mumienbücher" des Carl Maria Seyppel. Comic-Kuriosa Ende des 19. Jahrhunderts

Vortrag von Prof. Dietrich Grünewald
Neben Wilhelm Busch und Lothar Meggendorfer gehört der Düsseldorfer Maler Carl Maria Seyppel (1847-1913) zu den wichtigsten deutschen Künstlern, die sich im 19. Jahrhundert der Bildgeschichte verschrieben hatten. Höchst originell ist seine "Altägyptische Trilogie". Die drei "Mumienbücher" ("Schlau, schläuer, am schläusten", 1882; "Er-Sie-Es", 1883; "Die Plagen", 1884) knüpfen an die damalige Begeisterung für Archäologie an. Dank eines patentierten Verfahrens erscheinen die humorig-pfiffigen Geschichten um Pharao Rhampsinit III. medial als siegelbewahrte "uralte" Bücher. Die Erzählweise und Gestaltung orientiert sich an den altägyptischen ăTotenbüchern", die 1842 Richard Lepsius übersetzt und publiziert hatte.
Rathaus, Raum Nr. 117, 1. Stock

12:00 Uhr
Germanga - Zwischen Pioniergeist und gespaltener Fangemeinde

Gesprächsrunde mit David Füleki, Marika Herzog, Nina Nowacki, Melanie Schober, Alexandra Völker und Daniela Winkler; Moderation: Anne Maren Delseit
Über 10 Jahre ist es her, seit mit Jürgen Seebecks "Bloody Circus" (Carlsen, 2000-2001), Robert Labs' "Dragic Master" (Carlsen, 2001-2004) und Sascha Nils Marx' und Stefan Voß' "Naglayas Herz" (Egmont, 2002) die ersten von Manga inspirierten Veröffentlichungen von heimischen Zeichnern auf den Markt kamen. Seitdem versucht sich eine immer noch wachsende, engagierte Künstlergeneration zu etablieren. Aktive Vertreter ziehen Bilanz und laden zur Diskussion über den Entwicklungsstand des sogenannten "Germangas" ein.
Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock

ca. 12:20 Uhr
Streifzug durch die Streifenwelt. Von Little Nemo bis Fritz Walter - Wenig Bekanntes zu Strips in deutschsprachiger Presse

Vortrag von Heiner Jahncke Während die selbstständigen Comic-Veröffentlichungen (also Hefte, Alben, Bücher u. a.) naturgemäß sehr viel besser bekannt sind, gibt es bei den Strips in anderen Medien (Zeitungen, Zeitschriften/Illustrierte, Romanhefte usw.) immer noch große weiße Flecken. Viele im Laufe der Zeit erschienenen Serien sind höchstens noch einzelnen Spezialisten ein Begriff und selbst bei gut bekannten Serien gibt es oft noch erstaunliche Fakten, die den meisten nicht geläufig sind. Wer weiß z. B., dass es auch Little Nemo als deutschsprachige Zeitungsveröffentlichung gegeben hat, und zwar gleich zweimal - mit rund 60 Jahren Abstand. Oder dass gerade der Strip durch seinen Charakter als bloße "Zugabe" zu bestehenden Publikationen neben ausländischem Lizenzmaterial auch vielen deutschen Zeichnern Veröffentlichungsmöglichkeiten bot, die sie sonst aus kaufmännischen Gründen oft nicht hatten. Das betrifft nicht nur die Menge der gedruckten Strips, sondern auch ihre thematische und stilistische Viefalt.
Rathaus, Raum Nr. 117, 1. Stock

13:30 Uhr
Fantastische deutsche Comics - Neue Alben-Serien aus Eigenproduktion

Gesprächsrunde mit Felix Mertikat ("Steam Noir"), Daniel Schreiber ("Annas Paradies"), Erik ("Dédé") und Marie Sann ("Frostfeuer"); Moderation: Lutz Göllner
Seit einigen Jahren werden in Deutschland vermehrt aufwendige Comic-Serien für das Alben-Format publiziert. Die abenteuerlichen Inhalte greifen dabei - trotz der zumeist fantastischen Szenerie - auch explizit "deutsche" Themen auf. Und es fällt auf, dass die Macher häufig Comic-Seiteneinsteiger sind - insbesondere aus der Filmbranche. Mit "Annas Paradies" und "Dédé" gehören gleich zwei dieser neuen Serien zu den diesjährigen Nominierten für die Max und Moritz-Preise.
Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock

15:00 Uhr
Propaganda in Comics aus der arabischen Welt: Von Säkularismus zu religiösem Radikalismus

Vortrag von Lina Ghaibeh
Ein Großteil der arabischen Welt wird von totalitären Regimes regiert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Propaganda jeden Aspekt des täglichen Lebens durchdringt - natürlich auch den Comic. Für staatliche Kinderzeitschriften werden Comic-Strips produziert, die stark mit politischer Propaganda belastet sind. Sowohl staatliche als auch private Einrichtungen nutzen das volle Potenzial des Comics, um ihre Botschaften und Ideale zu verbreiten, einige eher moderat, andere richten sich mit radikalen und offen politischen Ansichten an die junge Leserschaft. Mittlerweile produzieren radikale religiöse Einrichtungen ansprechende Comics, die mit den stärker kommerziell ausgerichteten und säkularen Produktionen konkurrieren. Es stellt sich nun die Frage, in welche Richtung sich Comics entwickeln und welche Formen entstehen werden, wenn die totalitären Regime mit ihrer langen Geschichte der Massenkommunikation und Propaganda kollabieren.
Rathaus, Raum Nr. 117, 1. Stock

16:00 Uhr
Das Leben ist nichts für Amateure

Strindberg-Adaptionen in schwedischen Comics. Marika Lagercrantz (Botschaftsrätin für Kultur, Schwedische Botschaft, Berlin) im Gespräch mit Knut Larsson (in schwedischer und deutscher Sprache)
August Strindberg (1849-1912) ist der berühmteste und bis in die Gegenwart einflussreichste Autor, Künstler und Dramatiker Schwedens. Anlässlich seines 100. Todestags wurde die Ausstellung "Livet är inget för amatörer - Das Leben ist nichts für Amateure" konzipiert. Zahlreiche schwedische Comic-Künstler vermitteln darin einen umfassenden Eindruck dieser berühmten und vielseitigen Persönlichkeit. Einige Arbeiten, die für das Projekt entstanden sind, werden in Lesung und Projektionen vorgestellt, Marika Lagercrantz, Kulturrätin der Schwedischen Botschaft in Berlin, führt ein Gespräch mit dem schwedischen Comic-Künstler Knut Larsson.
Stadtbibliothek, Bürgersaal

16:00 Uhr
Nach dem Salon ist vor dem Salon

Gesprächsrunde mit Alexandra Germann (Ehapa Comic Collection), Jutta Harms (Reprodukt), Joachim Kaps (Tokyopop), Dirk Schulz (Splitter), Sabine Wittkowski (Carlsen) und Bodo Birk (Internationaler Comic-Salon Erlangen); Moderation: Lutz Göllner
Wie es war, wie es besser wäre, wie es das nächste Mal sein könnte ...
Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock

Carl Maria Seyppel

Deutsches Plagiat von George McManus

 

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