Beim Signieren war Helmut Nickel unermüdlich. Er genoss das "Bad in der Menge", und die Schlange derer, die sich ihren "Winnetou" oder andere mitgebrachte Hefte signieren lassen wollten, riss nie ab.
Oben die indianischen Gäste , der Verleger Eckart Sackmann und Helmut Nickel am Stand von comicplus+.
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comic.de aktuell
Helmut Nickel auf dem Comic-Salon Erlangen 2012
Eine Rückschau von Eckart Sackmann
Es ist ein großer Glücksfall und eine große Ehre für den Verlag comicplus+, diesen vielleicht bedeutendsten deutschen Comiczeichner der 50er und 60er Jahre mit seinem Publikum zusammenführen zu dürfen. Der heute 88jährige Helmut Nickel lebt in den USA. Auf Einladung von comicplus+ hatte er im Juni zusammen mit seiner Frau Hilde die weite Reise nach Deutschland gewagt. Nach einem Besuch beim Münchener Comicfestival im vergangenen Jahr war der Auftritt auf dem Comic-Salon Erlangen die zweite - und möglicherweise letzte - Chance, dem Zeichner hierzulande zu begegnen.
Unten Gerhard Schlegel, Bernhard Schmid, Herbert Heinzelmann und Helmut Nickel.
Als Überraschung hatte sich comicplus+ zum Künstlergespräch am Salon-Samstag etwas Besonderes einfallen lassen. Helmut Nickel staunte nicht schlecht, als ihn plötzlich ein Trupp von drei Indianern umringte. Die kamen von den Nürnberger Trapper- und Indianerfreunden, einem Verein, der sich dem indianischen Brauchtum veschrieben hat. Die Kleidung und diverse Gebrauchsgegenstände werden in Handarbeit gefertigt; einer der drei konnte Helmut Nickel sogar auf Indianisch (Lakota) begrüßen. Der Zeichner und die Gäste waren rasch am Fachsimpeln und fanden sichtlich Gefallen aneinander.
Die "fränkischen Rothäute" bildeten auch auf dem Podium zum Künstlergespräch die standesgemäße Kulisse. Nachdem zur Einstimmung vom Band ein indianischer Gesang erklungen war, stellte sich der Zeichner den Fragen der beiden Mitherausgeber des "Winnetou"-Buchs: Detlef Lorenz, dem "Wiederentdecker" Helmut Nickels, und Horst-Joachim Kalbe, Comic- und Karl-May-Experte zugleich.
Bild oben: Links Detlef Lorenz, rechts im blauen Hemd Horst-Joachim Kalbe..
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Es war ein comic-historischer Moment. Die Emotion war nicht nur beim Publikum zu spüren, sondern auch beim Zeichner selbst, der bis vor kurzen überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass sich noch irgend jemand seiner Arbeiten von damals erinnerte. Die "Winnetou"-Ausgabe bei comicplus+ hat das Werk Helmut Nickels jetzt nicht nur bei den Comic-Fans, sondern auch im Lager der Karl-May-Begeisterten ins Bewusstsein gerufen.
So galt eines der beiden Podien, dem Nickel in Erlangen beiwohnte, den Generalthema Karl May. Herbert Heinzelmann hatte zu diesem Gespräch Bernhard Schmid, den Karl-May-Verleger aus Bamberg, geladen und auch Gerhard Schlegel, der 2011 einen Hommage-Band zu Nickel herausgegeben hatte. Darauf angesprochen, ob er seinen Comic denn wirklich weitgehend aus der Erinnerung gezeichnet habe, sagte der 88jährige: "Ich weiß vielleicht nicht mehr, was ich gestern gegessen habe, aber den Winnetou, den ich in meiner Kindheit und Jugend gelesen habe, kenne ich immer noch auswendig." Überraschend auch ein Einblick in die Arbeitsweise: Wenn der Zeichner die Vorlagen an den Lehning-Verlag geschickt hatte, musste er den Anschluss der Geschichte und das Aussehen der Figuren im Kopf haben. Kopien gab es nicht, und auf das Schreiben eines Szenarios wurde schon allein aus Zeitgründen verzichtet.
Lesen Sie hier einen Bildbericht zum Auftritt Helmut Nickels 2011 in München sowie eine Kurzbiografie zu Helmut Nickel, von Detlef Lorenz.
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