Ganz im Entenhausen-Look: Hella von Sinnen signiert das von ihr zusammengestellte Buch mit Barks-Geschichten in völlig passendem Gewand.
Was ist denn morgen los?
Tipps für Freitag
- 10-19 Uhr, Comic-Messe im Rathaus
- 11-12.30 Uhr, Gespräch: E-Comics - So wird's gemacht, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 13 Uhr, Künstler im Gespräch: David B., Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 13-17 Uhr, Aktion: Anime Open House, Kongresszentrum, Kleiner Saal
- 14 Uhr, Gespräch: Comic 2.0 - Über deutsche Comic-Blogs, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 14-16 Uhr, Vorträge: Comic und Politik - Braune Comics?!, Geballte Faust und rotes Herz - Politische Comics in der DDR, Rathaus, Trauungs-zimmer, 1. Stock
- 14, 17 Uhr, Führung zur Ausstellung: Jakob - Ein Comic-Märchen, Kongresszentrum, Rangfoyer, 1. Stock
- 15 Uhr, Vortrag: The question of the artistic judgement about comics (engl.), Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 16 Uhr, Künstler im Gespräch: Marc-Antoine Mathieu, David Prudhomme und Bastien Vivès, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 16-17.30 Uhr, Atelier: Zweites Erlanger Federnseminar, Rathaus, Workshop-Raum, 11. OG
- 17 Uhr, Ausstellungsgespräch: Grenzgebiete - drüben!, Stadtmuseum Erlangen
- 17 Uhr, Gespräch: Schreiben für den Comic, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 20 Uhr, Show: Die große Fil & Sharkey Show, fifty fifty
- 21 Uhr, Preisverleihung: Max und Moritz-Gala, Markgrafentheater
|
Gefeierter Comic-Blogger: Ivo Kircheis hat's auch gedruckt dabei. In seinem neuen Album "Rocket Blues", das rechtzeitig zum Salon fertig wurde, begegnet man feinsinnigem Humor mit treffendem Strich.
Wer neugierig auf die "vorletzten Geräusche" ist, dem wird Denis Metz ("Den Herrn Schnabulak sein kleiner Ratgeber für den Weltuntergang") weiterhelfen können.
Weissblech: Zuletzt bearbeitete Levin Kurio in seinen hammerharten Horrorschockern den Acker der Angst. Damit erschien nun schon das 22. Heft dieser erschreckenden Reihe.
|
Donnerstag, den 3. Juni
Comic-Salon 2010 eröffnet
Angesichts des regnerischen Wetters machte es Dr. Dieter Rossmeissl, Kulturreferent der Stadt Erlangen, kurz und eröffnete den Comic-Salon 2010 mit wenigen doch nicht weniger herzlichen Worten. Auf sein Startsignal hin begann der Einlass der zahlreichen Salonbesucher, die sich bereits in langer Schlange auf dem Rathausplatz mit Regenschirm und regendichten Taschen angestellt hatten, um die ergatterten Schätze heil nach Hause bringen zu können. Besonderen Ansturm erlebten gleich ab dem Beginn des Salons die Stände, an denen Sammelbilder auslagen, die man in ein eigens für den Salon angefertigtes Sammelalbum kleben kann. Dieses Jahr liegen dazu immerhin 225 der begehrten, selbstklebenden Bildchen an den vielen Veranstaltungsorten des Salons bereit. Sehr bald tauchte ein rares 128. Bildchen, für das es keinen Klebeplatz im Album gibt, und einige unnummerierte Kleber auf. Sind das etwa raffiniert ins Salongeschehen eingefädelte Fehldrucke, die das Salonpublikum noch mehr in Schwung bringen sollen? Über einen Mangel an Einfallsreichtum kann man sich in der Comicszene jedenfalls nicht beklagen.
(Foto: Dieter Rossmeissl)
|
Derib
Ihm werden spirituelle Denkweisen, Interesse für die Religionen anderer Kulturen und eine große Nähe zur indianischen Kultur nachgesagt. Herbert Heinzelmann befragte Derib ("Yakari", "Buddy Longway") zu genau diesen Punkten. Derib verwies auf seine Kindheit, in welcher er in zweitausend Metern Höhe in der Schweiz aufwuchs und Liebe zu Tieren und Landschaften und Respekt vor der Natur entwickelte. Das findet sich in seinen Comics wieder. Job, der wegen einer Krankheit leider nicht nach Erlangen reisen konnte, suche nach den Ideen für neue Alben und bespreche mit ihm stundenlang jede Seite der entstehenden Comics. Deribs Liebe zu einer alten, wallisischen Rinderrasse führt dazu, dass er nicht nur an seinen bekannten Serien, sondern auch einmal an einem Comic arbeiten möchte, in welchem er die Geschichte dieser scharzen Kuhrasse darstellt. Jijé ("Don Bosco") beeinflusste ihn als Kind sehr. Derib betonte, kein Westernautor zu sein. Vielmehr sei "Yakari" die Geschichte eines kleinen Jungen mit den Tieren in der Natur und "Buddy Longway" sei eine Liebesgeschichte, nicht mehr nicht weniger. Während Yakari nicht altert, möchte er hingegen in "Buddy Longway" die Geschichte einer Liebe bis ans Ende erzählen. Eckart Schott informierte als Gesprächsteilnehmer und als Verleger darüber, was von Derib und den Autoren, über die er sprach, alles in Deutsch nachzulesen ist.
(Foto: Derib)
|
Meckis Konsorten
Die dampfbetriebene Druckerei für Satz und Xylografie, von der Eckart Sackmann eine Zeichnung zeigte, war beeindruckend. Wie viel Mühe muss es doch gekostet haben, in die frühen illustrierten Zeitungen Comics zu drucken. Sie wurden in xylografischen Ateliers in Holz geschnitten und dienten der leichten Unterhaltung. Später, als sich der Bildjournalismus entwickelt hatte, dienten sie auch zur Auflockerung von Seiten mit vielen Fotos. Sie richteten sich nicht an Kinder sondern an das erwachsene Publikum. Die illustrierten Blätter wurden im Abonnement erworben, der Straßenverkauf begann erst später. Eckart schlug einen weiten Bogen zur Einleitung seines Vortrags, der mit "Mecki und Konsorten" überschrieben war. Dadurch wurden die Bedingungen einer Zeitschriftenlandschaft deutlich, unter denen es Comicserien wie "Mecki" gelang, Fuß zu fassen und dort bis heute ihren Platz zu behaupten. Sackmann rief dazu auf, ihn bei der Suche nach Comics in illustrierten Zeitschriften zu unterstützen. Dort sei noch längst nicht alles aufgearbeitet und womöglich schlummern sogar in Modezeitschriften oder anderen Zeitschriften, von denen man das gar nicht erwartet, Fundstücke für die Comicforschung. Heiner Jahncke wies zudem auf mögliche weitere Fundorte in Kunden- und Werbezeitschriften hin.
(Foto: Eckart Sackmann)
|
Comic und Japanologie
Vom Lehrstuhl für Japanologie der Universität Erlangen wurden während des Salons mehrere Aspekte der Alltagskultur Japans aufgegriffen und zu ihnen vorgetragen. Tatjana Kotschubey sprach zum Beispiel über die Entstehungsgeschichte und Merkmale der Lolita-Mode, die sich in den Städten Japans in vielerlei Art ausbreitet. Sie konnte den Modetrend zurückverfolgen bis zu den Anfängen und zeigte durch viele Bildbeispiele, in welche Richtungen sich der Trend bis jetzt aufgeteilt hat (zum Beispiel "Gothic", "Lolita Punk"). Eine erotische Ausprägung der Lolita-Mode gebe es zwar (siehe Foto oben links), aber das sei keine Spielart, die im Alltag der Jugendlichen ihren Platz hätte. Das Interesse an der Veranstaltung war so groß, dass der Raum nicht genug Platz für die Zuhörer bot. Doch wer nicht alles mitbekommen hat, wird sich im Studium in Erlangen mit diesen kulturellen Besonderheiten Japans sicherlich umfassend beschäftigen können.
(Foto: Vortrag von Tatjana Kotschubey)
|
25 Jahre comicplus+
Das silberne Verlagsjubiläum von comicplus+ war Anlass auf die "Gründerzeit" der deutschsprachigen Comicszene zurückzublicken. Dazu hatte Eckart Sackmann, der in die Veranstaltung mit einigen Bildern aus der Zeit um 1985 einleitete, Paul Derouet, Steffen Boiselle, Uli Pröfrock und Gerhard Förster eingeladen, die ihre jeweilige Sicht auf die Zeit schilderten, in denen man noch alle Comics verkaufen konnte, die hergestellt wurden. Uli Pröfrock sprach von den Carlsen-Komplettsammlern, die in seiner Comic-Fachbuchhandlung Kunden waren. Nunmehr habe man mit mangelndem Platz für die Ware und den hohen Mieten in den guten Geschäftslagen zu kämpfen, so dass es nur noch wenige Comicläden gebe, die ein Komplettangebot bieten könnten. Steffen Boiselle, der in der Gründerzeit zusammen mit Uwe Löhmann einen Comicverlag gründete, erklärte, wie unbedarft und auch planlos damals ein Comicverlag anfing, Comics zu machen. Man lebte und arbeitete mit dem, was einem Spaß machte, und "rutschte" so ins Comicgeschäft hinein. Paul Derouet gab dafür als Beispiel an, wie er für Matthias Schultheiss ganz unvorbereitet zum "Comic-Agenten" wurde, was für ihn einmal bei einem Grenzbeamten zum Problem wurde, als er bei der Einreise nach Deutschland angab, ein Agent zu sein. Gerhard Förster arbeitete in jenen Tagen als bester Letterer seiner Zeit in einem Wiener Kaffeehaus, sagt die Legende. Förster rückte dieses Bild, das von seiner Arbeit in der Szene kursiert, gerade. Er verwies auf seine zeichnerischen und zahlreichen anderen Tätigkeiten, die ihn letztlich bis zur Herausgabe und redaktionellen Betreuung der "Sprechblase" führten. Insgesamt ließ das Podiumsgespräch gut erkennen, in welchem Umfeld der erste Erlanger Comic-Salon entstand und auch welche teilweise recht glücklichen Umstände die deutschsprachige Comicszene entstehen ließen.
(Foto v.l.n.r: Paul Derouet, Steffen Boiselle, Eckart Sackmann, Uli Pröfrock, Gerhard Förster)
|
ICOM Independent Comic Preis 2010
Der Große Ratssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt und auch mit Stehplätzen im Eingangsbereich wurde es eng, als der ICOM seine Independent Comic Preise 2010 verlieh. Das große Interesse an diesen "Preis der Unabhängigen" mag überraschen, ist aber wohl Ergebnis altbewährter Regeln, eines durchschaubaren Auswahlvorgangs durch eine alljährlich neu zusammengesetzte Jury und des Gefühls, dass sich hier die Comicszene selbst beobachtet und gegenseitig stützt. Harald Havas moderierte in lockerer Weise, erklärte das Geschehen und überließ den Laudatoren den Raum, die Preisträger und die auszuzeichnenden Arbeiten vorzustellen. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, erhielt Ulli Lust für "Der letzte Tag vom Rest deines Lebens" den Preis für den besten Independent Comic. Als bester Kurzcomic wurde "Die Schande von Rahlstedt" ausgezeichnet, den aha in der "Epidermophytie 15" veröffentlichte. Als herausragendes Szenario lobte die Jury Simon Schwartz' "drüben", als herausragendes Artwork lobte man "Ein Mann geht an die Decke" von Katharina Greve. Die Sonderpreise gingen an "Spring 6 - Verbrechen" und an Vicky Danko, Beatrice Beckmann und Olivia Vieweg für das Engagement beim Independent Manga (mehr beim ICOM).
(Foto: Harald Havas im Großen Ratssaal der Stadt Erlangen)
|
|
Regen: Bei der Eröffnung war das Wetter noch feucht. Der guten Laune derer,
die auf Einlass warteten, und den Besucherzahlen tat das keinen Abbruch.
Gedränge: Am Donnerstag war die Halle schnell voll bis unters Dach. Hier blickt man im oberen Stockwerk in Richtung auf die Stände von Reprodukt und Zwerchfell, unten in der Halle sieht man rechts die Stände von Carlsen und Splitter und in der Mitte diejenigen von comicplus+, JNK und Gringo.
Aufgepasst: Der Kauboi vom Landrömer empfängt die Besucher am Stand der Mondfähre, die am Hallenende startet.
Comicfans jeden Alters: Die Veranstalter stellten ein Programm auf die Beine, das sich an alle Comicleser richtet. Am Sonntag wird zudem ein besonderes Familienprogramm geboten.
Handel mit Zeichnungen: In den Messehallen kommen auch die Freunde der originalen Zeichnungen auf ihre Kosten. Man hört, dass es mittlerweile in Frage komme, sich statt eines Mondrian oder Schiele eine originale Comicseite ins Wohnzimmer zu hängen.
Hirntot Comix: Aicke-Wulf Linsner (Foto) und Christian Pick machen "Terror in the zitty", womit "Terror in the woodz" eine angemessene Fortsetzung erfährt.
Autobiografische Comic-Blogs: In der Reihe "Panik Elektro" sind als siebter Band die "Seelen-Strips" erschienen. Ulf Salzmann (rechts) und Johannes Kretzschmar (links) sind die Herausgeber des auf viel Interesse stoßenden Bandes, dem in Erlangen eine eigene Ausstellung aufgebaut wurde.
|