Zum Wohlfühlen gehört auch, gelegentlich in ein anderes Kleid zu schlüpfen. Im NH-Hotel fand ein Cosplay-Workshop statt.
Mit "Indigo" und "Parasiten" wurde er bekannt, seit Jahren engagiert sich der Zeichner Dirk Schulz im Splitter Verlag.
Sabine Witkowski ist nun Lektorin des Carlsen Verlags. Unvergessen ist ihre Zeit als Direktorin des Luzerner Comix-Festivals "Fumetto", für welches sie sich weiterhin einsetzt.
Zusammen mit Johanna Seipelt zeigt Lena Kießling auf der Messe einen dreidimensionalen Schaukasten-Comic.
Mit Hilfe eines Java-Programms setzt Sitha Reis Text in Grafik um. Dabei hilft ihr ein launiger Pseudozufallsgenerator.
Die Liste der Verlage ist lang, für die die mehrfache Max und Moritz-Preisträgerin Isabel Kreitz schon gearbeitet hat: Zwerchfell, Achterbahn, Carlsen, Dumont, Dressler, Lappan, ...
In der Ausstellung zum arabischen Comic befanden sich an den Wänden diese QR-Codes. Diesen hier haben wir entschlüsselt: er bedeutet http://arabische-comics.net/einleitung/?qr=1. Mit der passenden App auf dem Smartphone holt man sich über diese Adresse dann die zum Exponat gehörende Information. Sehr raffiniert.
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Sonntag, den 10. Juni
Germanga
Dampf ablassen, viele Erfahrungen austauschen, das schienen die Ziele in dieser Gesprächsrunde, die von Anne Maren Delseit geleitet und treffend mit "Zwischen Pioniergeist und gespaltener Fangemeinde" überschrieben wurde. Woran man bei dieser Überschrift denkt, wurde mit einem aufregenden Beitrag eines Manga-Lesers belegt, der sich die "überflüssigen deutschen Eigenproduktionen" weggeschmissen wünscht, damit sich die deutschen Verlage auf japanisches Material konzentrieren könnten. Man verständigte sich auf dem Podium auf die Ansicht, dass solcherart Anwürfe nur die Meinung einiger weniger Leser seien. Man gewann den Eindruck, dass die anwesenden Mangaka durch die Geringschätzung angefressen sind, die ihnen aus gewissen Kreisen der Comicszene entgegenschlägt. Daniela Winkler, die Gewinnerin des Max und Moritz-Publikumspreises 2012, wurde da recht deutlich: "Am liebsten hätte ich denen die Max und Moritz-Medaille vor die Füße geschmissen." Immerhin war ihr "Grablicht" durch das Publikum gewählt worden, so dass sie den mangelnden Respekt der Moderatorin vor dieser Entscheidung nicht akzeptiert.
(Foto v.l.n.r.: Melanie Schober ("Personal Paradise"), Alexandra Völker ("Catwalk"))
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Micky Maus in den 30er-Jahren
Wer einfach annimmt, das "Micky Maus"-Heft Nr. 1 von 1951 sei die erste "Micky Maus"-Veröffentlichung in deutscher Sprache, der irrt. Heiner Jahncke belegte, dass die lustige Maus bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutsch erschien. "Micky Maus lässt sich in den 30er-Jahren gut finden", fasste Jahncke zusammen und erläuterte am Beispiel der 1930/31 in der Erfurter Rundschau abgedruckten 45 Folgen, wie kurios damals mit den Sprechblasentexten umgegangen wurde. Zunächst wurden die Texte aus den Sprechblasen entfernt und unter die Panel gesetzt, wie von Wilhelm Buschs Comics gewohnt. Erst später ließ man die Texte in den Blasen stehen und vermied damit die seltsamen, großen leeren Bereiche in den Bildern. Auch Donald Duck erlebte bereits in den 30er-Jahren im deutschsprachigen Blätterwald seine Abenteuer. 1938 konnte man ihn nahezu zeitgleich in "Lustige Blätter" als "Hans der Enterich" in der heute bekannten, ausgereiften Form sehen und in "Schmetterling" in seiner frühen Gestalt ("Emmerich"). 1942 erschien in "Moderne Welt" die Reihe "Fix und Fox", die einen auf die Idee bringen könne, Rolf Kauka hätte sich bei seinem ab 1953 erscheinenden "Fix und Foxi" an dieser Namensgebung orientiert, gab Jahncke zu bedenken. Erstaunlich war der Platz, dem der deutsche Zeitungscomic zu manchen Zeiten eingeräumt wurde. Im Foto erkennt man das Größenverhältnis zwischen einer großen, farbigen Seite von "Katzenjammer Kids" und dem üblichen Platz für einen späteren schwarzweißen Comicstrip. Die "Katzenjammer Kids" von Rudolph Dirks seien in den amerikanischen Zeitungscomics für deutsche Einwanderer übrigens als "Max und Moritz" bezeichnet worden und diese irreführende Namensgebung hätte sich auch erhalten, als diese Comics später wieder in Deutschland abgedruckt wurden.
(Foto: Heiner Jahncke)
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Fantastische deutsche Comics
Zwar sind uns Comics aus deutscher Eigenproduktion bereits seit Jahrhunderten bekannt, doch ging es in diesem Podiumsgespräch nicht darum, dass genau das etwas Neues sei, sondern dass es derzeit mehrere jüngere Comiczeichner gibt, die eine besondere Reihe an Fantasy-Alben in Eigenproduktion begründet haben. Unter diesen neuen Zeichnern ist Felix Mertikat mit "Steam Noir" (Cross Cult), der beim letzten Salon mit den ausgestellten Arbeiten zu "Jakob" bekannt wurde. Marie Sann, noch vor nicht allzu langer Zeit als rothaarige Mangazeichnerin ("Sketchbook Berlin") für Tokyopop auf den Comicveranstaltungen unterwegs, wechselte mit "Frostfeuer" zu Splitter. "Frostfeuer" ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Kai Meyer. Ob man ihr in der Mangaszene diesen Wechsel übel nehme, wollte Lutz Göllner als Moderator der Runde wissen. Marie Sann verneinte und fügte hinzu, dass so etwas für sie auch nicht entscheidend sei. Weiterer Gast auf dem Podium war Daniel Schreiber, der mit "Annas Paradies" im Herbst letzten Jahres für Aufsehen sorgte.
(Foto v.l.n.r.: Marie Sann, Lutz Göllner)
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3D-Comicschrank
Vor einem alten Schrank hocken Salonbesucher und spähen durch Gucklöcher in das Innere des Möbelstücks. Lena Kießling und Johanna Seipelt haben ein "mobiles Kommodentheater" mit nach Erlangen gebracht, in welchem ein "dreidimensionaler Comic" spielt. Kießling ist diplomierte Figurenspielerin, Seipelt Illustratorin. Beim Blick durch die Gucklöcher in der markierten Reihenfolge werden die kleinen, stimmungsvollen Installationen sichtbar, die in den Fächern der Kommode untergebracht sind. Da die Szenen mit einer wiederkehrenden Figur aufeinander Bezug nehmen, entsteht eine in Panel gegliederte Erzählung mit der Besonderheit, dass der Leser nicht mehr als ein Panel zur selben Zeit wahrnehmen kann und dass der Panel räumliche Tiefe besitzt. Das ermöglicht ein konzentriertes Lesen und ein ungewohnt intensives Eintauchen in die zauberhaft angelegte Szenerie.
(Foto: Bilderschrank)
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Salonbilanz
Rundum zufrieden zeigten sich alle Teilnehmer der Gesprächsrunde, die sich zu einem vorläufigem Resümée des 15. Internationalen Comic-Salons trafen. Deutlich über 25.000 Besucher, mehr Fachbesucher, mehr Künstler, mehr Ausstellungsgänger, mehr Pressevertreter als in den vergangenen Jahren seien zum Salon gekommen, die Tagesschau, arte und der Bayerische Rundfunk seien vor Ort gewesen und hätten berichtet, fasste Bodo Birk vom Kulturprojektbüro Erlangen die statistische Situation zusammen. Am Donnerstag sei unglaublich viel los gewesen, betonte Dirk Schulz seitens des Splitter Verlags. Auch habe er ungewöhnlich viele, sehr gute Bewerbermappen gesehen. Sabine Witkowski von Carlsen war mit dem Messeverlauf ebenfalls sehr zufrieden, insbesondere damit, dass mehr Besucher gekommen seien, die nicht zum klassischen Comicpublikum gehörten. Alexandra Germann berichtete für Ehapa, dass deren Erwartungen übertroffen worden seien, sich die Künstler vom Salon begeistert gezeigt hätten und die Verkaufszahlen der Händler die höchsten zu Eurozeiten gewesen seien. Für Tokyopop sprach Joachim Kaps von einem "sehr sehr lebendigen Salon", dem allerdings die Manga-Klientel fehle, was er nicht als Schelte an die Salonmacher verstanden wissen möchte, sondern was er als Aufforderung an sich selbst verstehe, mehr für den Mangabereich auf dem Salon zu tun. Einhellig war man der Meinung, dass der Comic-Clash großartig gewesen sei und man "Moga Mobo" dafür zu danken habe. In das ganz überwiegende Lob für den Comic-Salon, mischten sich lediglich zur Auswahl der Titel für den Max und Moritz-Preis mehrere kritische Anmerkungen, die sich auf die geringe Berücksichtigung des Manga und des Albenprogramms bezogen. "Mir ist das mit den Preisen und der Jury unklar", beklagte Germann, was die anwesenden Juroren dazu brachte, ihre Ansichten noch einmal auf den Punkt zu bringen. Man wolle eine unabhängige Jury und deswegen darin keine Verlagsvertreter oder anderweitig kommerziell in die Szene eingebundenen Personen, und man wolle den Manga nicht gesondert, sondern als den anderen Arten an Comics gleichgestellten Comic werten. Birk erwähnte, dass man im Gespräch um ein Konzept sei, unterrepräsentierte Comicsorten zu fördern. Zur Frage nach mehr Frauen in der Jury gab Sabine Witkowski zu bedenken, dass es zu wenig Frauen gebe, die in Sachen Comics firm sind und nicht in Verlagen eingebunden. Für Birk sei Kontinuität in der Jury des Max und Moritz-Preises wichtig. Irgendwann werden demzufolge einige "MuMP-Greise" mit Lupen in den zittrigen Händen Manga-Büchlein zu lesen versuchen, deren kulturelle Bedeutung und bildsprachliche Mittel ihnen fremd sind. Bezüglich des Publikumspreises sei die Beteiligung von lediglich 1.300 Abstimmenden zu gering. Manipulationen seien möglich. Dennoch möchte man wegen der Außenwirkung am Publikumspreis gerne festhalten. In Sachen Ausstellungen sei zu verzeichnen, dass selbst in den Satellitenausstellungen täglich einige hundert Besucher gekommen seien, was wohl auch an dem Stickeralbum liege. "Wenn ich schon einmal da bin, dann gucke ich mir das auch an", soll der Grund für diesen erfreulichen Trend sein. Hinsichtlich der digitalen Ausstellungsführung per QR-Code habe man "Blut geleckt", führte Birk aus. Auf die Frage, ob man nicht für ein früheres Erscheinen eines detaillierten Programms zum Comic-Salon sorgen könne, antwortete Birk, dass man sich darum bemühen werde, aber eine sehr frühzeitige Terminliste als nicht so entscheidend erachte, da die Besucher wüssten, dass sie in Erlangen immer ein vielfältiges, interessantes Programm erwarte. Für den nächsten Salon versprachen Kaps und Germann, sich um hochkarätige ausländische Zeichner zu bemühen. Das hatte Ehapa allerdings auch 2010 bereits versprochen. Der Kulturreferent der Stadt, Dr. Dieter Rossmeissl, betonte, dass der Comic-Salon und die anderen kulturellen Projekte der Stadt für drei Jahre finanziell abgesichert seien. Der 16. Internationale Comic-Salon wird vom 19. bis 22. Juni 2014 stattfinden und dabei sein 30-jähriges Jubiläum feiern.
(Foto: Dieter Rossmeissl)
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Charles Burns ist hauptsächlich für das zwölfbändige "Black Hole" bekannt (in Deutsch bei Reprodukt in sechs Bänden erschienen), aber an "El Borbah" aus den 80er-Jahren werden sich die Heavy Metal-Freunde auch noch erinnern.
Immer wieder Neues entdecken: die alten Zeitungscomics in der Winsor McCay-Ausstellung zeigen spannende Details. Alexander Braun schrieb einen beachtlichen und umfangreichen Katalog zur Ausstellung. McCay wird darin als einer der wichtigsten Zeichner des 20. Jahrhunderts beschrieben.
Wieder da: einmal setzte Tokyopop aus, aber nun kamen sie wieder zum Comic-Salon. Am Stand ganz links signieren hier Martin Geier ("Nightmare Hunter Nemo") und David Füleki ("Blutrotkäppchen").
Die Entdeckungen um den Zeichner Carl Maria Seyppel trug Dietrich Grunewald vor. Eine schriftliche Ausarbeitung von ihm wurde dazu in "Deutsche Comicforschung 2008" abgedruckt, dem vierten Band der Buchreihe, die alljährlich die Ergebnisse der gründlichen Recherche zu comicgeschichtlichen Fragestellungen präsentiert.
Ein Halle voller Zeitungscomics: die Vielfalt des derzeitigen deutschen Zeitungscomics wurde im 1. Stock des Rathauses gezeigt. Da sich seit dem letzten Salon auf diesem Feld wieder viel getan hat, entschloss man sich auch dieses Mal zu dieser sehenswerten Schau. Leseproben aller Zeitungsstrips wurden in einer neuen Ausgabe der "Erlanger Comic-Blätter" abgedruckt.
Unten eine lustige Straßenszene, oben ein Plakat mit Terrorist: in der arabischen Ausstellung zeigen die Comics ein verstörendes Bild der derzeitigen Situation, die nur wenige aus Primärquellen genau genug kennen, um einem vorschnellen Urteil auszuweichen.
Der dritte Salon mit Klebealbum: ein Tisch in der Ausstellung zum arabischen Comic wird kurzerhand zum Einkleben der Sammelbilder ins Panini-Salonalbum genutzt. 224 Sticker waren diesmal zu finden, bevor man den abließenden ersten Sticker erhalten konnte. Wer das dann doch nicht geschafft hat, wird sich sicherlich über das Internet die fehlenden Sticker beschaffen können.
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