Indianer tauchen in vielen Comics auf. Plötzlich standen echte deutsche Indianer im Rathaus in der Comic-Messe und wollten in den Großen Ratssaal.
Der Italiener Manuele Fior erhielt 2009 den Preis der Stadt Genf für seine Arbeiten zu "Fräulein Else".
Für eine Ausstellung von Gregor Straube, die sich des Themas "Südafrika jenseits der Apartheid" annimmt, stellte die Edition Panel auf 36 Seiten Material in einem Katalog zusammen, welches über das Schwarz-Weiß-Denken betroffen macht. Karlien Villiers, Joe Dog, Joe Daly und andere trugen zum Katalog bei (Foto: Bert Dahlmann).
Der US-Amerikaner George Pratt zeichnete unter anderem für die Serien "Batman" und "Sandman" und nimmt nun am Black.Light-Projekt teil.
Vom Doujinshi zu Carlsen: Marika Herzog veröffentlichte "Legacy of the Ocean" in der dritten "Chibi"- Box. Jetzt zeichnet sie für den Comic-Culture-Verlag CCV an "Grimoire".
Martin Geier gewann 2011 den Leipziger Wettbewerb "Manga-Talente" und zeichnet nun für Tokyopop. Im Juli 2012 soll dort sein Debütband "Nightmare Hunter Nemo" erscheinen.
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Samstag, den 9. Juni
Cyril Pedrosa und Manuele Fior
Die Familie des Franzosen Cyril Pedrosa stammt aus Portugal. Er selbst reiste aber erst als Erwachsener in dieses Land. Er stellte dabei fest, wie wichtig ihm Portugal ist, und fragte sich nach dem Grund dafür. So entstand der Band "Portugal", der bei Reprodukt erschien. Vorher fiel Pedrosa mit den vier Alben "Ring Circus" bei Salleck sehr angenehm auf. Pedrosa schreibt seine Erzählungen immer erst sorgfältig auf, er liebt das Schreiben, bevor er sich an den Zeichentisch setzt. Auf diese Weise könne er sich besser auf jeweils die eine Sache konzentrieren, wie er in dem von Klaus Schikowski geleiteten Gespräch betonte. Der Italiener Manuele Fior klärte die Zuhörer in dem für diese Veranstaltung etwas zu kleinen und warmen Raum 117 zunächst darüber auf, dass das bei avant erschienene "5000 Kilometer pro Sekunde" nicht autobiografisch sei. Er habe als Zeichner in Ägypten und in Norwegen gearbeitet und entwickelte dadurch den Wunsch, Antworten auf Dinge zu geben, die sonst zu schnell abliefen. Für ihn sei das Studium der Zeichnungen von Gustav Klimt sehr bedeutsam gewesen, den er sehr schätzt. Daher gebe es im neuen Buch Anspielungen auf diesen Künstler und auch auf "Simplicissimus".
(Foto: Cyril Pedrosa)
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Splitter-Konferenz
Immer breiter stellt sich der Splitter Verlag auf. Man habe die Absicht, sich an eine größer werdende Leserschaft zu wenden, wozu beispielsweise "Lulu" von Étienne Davodeau beitragen könne. Davodeau hat sich mit "Chute de vélo" und "Les mauvaises gens" im frankobelgischen Comic einen Namen gemacht. Warum man dann nicht mit der Herausgabe der früheren Arbeiten von Davodeau angefangen habe, wollte Volker Hamann ("Alfonz") wissen. Man verwies darauf, dass man gerne mit einem aktuellen Titel beginnen möchte und nicht gerade mit einer Schwarzweiß-Arbeit. Selbstverständlich setzt man auch mit den Serien fort, mit denen Splitter gestartet ist. Wichtig seien qualitativ hochwertige Druckvorlagen. Daher könne nun auch die zehnbändige Ausgabe von "Jonathan Cartland" starten, da "Strichfilme mit wunderbarer Qualität" eingetroffen seien. Die Kommunikation mit dem Spanier Vicente Segrelles für "El Mercenario" sei schwierig gewesen, teilweise habe man sich mit dem Google-Übersetzer behelfen müssen, was nicht unbedingt zu empfehlen sei.
(Foto v.l.n.r.: Dirk Schulz, Horst Gotta)
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Helmut Nickel
Umrahmt von echten fränkischen Indianern und indianischem Gesang stellte sich Helmut Nickel im Großen Ratssaal den Fragen von Detlef Lorenz, Horst-Joachim Kalbe und dem Publikum. Mit der einigermaßen verblüffenden Frage "Gab es damals schon Comics?" stieg man in die Erinnerungen an die damalige Comic- Zeit ein. Tatsächlich hätte man in jenen Tagen nicht Comic gesagt, sondern vom "Sigurd" oder "Falk" oder "Winnetou" gesprochen, klärte Nickel auf. Er habe "Die drei Musketiere" und dann "Robinson" und "Winnetou" gezeichnet. Als er den Auftrag für das Zeichnen von Comics erhielt, sei ihm nur "Prinz Eisenherz" bekannt gewesen und er musste also seine eigenen Methoden erfinden. Er habe Winnetou mit acht Jahren gelesen und sich schon damals gewünscht, das einmal zu illustrieren, "wenn ich groß bin". Da er das Buch dann später nicht mehr besaß und auch nicht beschaffen konnte, habe er für seine "Winnetou"-Comics alles aus der Erinnerung erzählt. Als er jetzt nach so vielen Jahren den von comicplus+ hergestellten Band mit seinen "Winnetou"-Geschichten in die Hand bekam, sei er erstaunt gewesen, das alles so gezeichnet zu haben. Er kommentierte diese Erfahrung lächelnd mit: "Was man als 8jähriger gelesen hat, behält man. Was man im Alter gezeichnet hat, vergisst man." Er habe keine Zeit gehabt, zu seinen Comics erst ein Skript zu schreiben, sondern "man legte einfach los und dachte an den Cliffhanger". Immerhin waren in 14 Tagen zwanzig Seiten zu zeichnen, anfangs sogar 32. Walter Lehning, sein Verleger, meinte, dass es herausgeschmissenes Geld sei, den Zeichnern Belegexemplare zu schicken, erklärte der 88-jährige Zeichner das Fehlen persönlicher Kopien seiner Arbeiten. Zunächst dachte man, dass alle Originale von Nickels Arbeit vernichtet worden seien, und so wurde es spannend, als Eckart Sackmann erfuhr, dass Lehning mit einem französischen Verlag kooperiert habe, zu dem alle "Winnetou"-Originale geschickt worden seien. Doch zur Enttäuschung der Schatzgräber stellte sich heraus, dass die Originale auch dort nicht mehr auffindbar sind und vermutlich umgeschnitten und "entsorgt" wurden (s. "Deutsche Comicforschung 2012", S. 105ff). Der Auftrag seines Verlegers war "Machen Sie Karl May!" und damit hatte Nickel es dann auch in der Hand, Winnetou nicht sterben zu lassen. Winnetou wurde schließlich noch für die Anschlussabenteuer gebraucht. "Den dritten Winnetou-Band habe ich nie gelesen", sagte Nickel abwehrend, als sei das eine grausige Vorstellung. Als Kalbe zum Schluss der informativen, abwechslungsreichen Veranstaltung fragte, ob man ihn jemals gefragt hätte, die Karl May-Comics weiterzuzeichnen, erwiderte Nickel schmunzelnd: "Nur in den letzten Wochen." Doch verhindere jetzt die wackelige Hand und die schlechter werdenden Augen die Weiterarbeit: "Damals nannte man mich Adlerauge, jetzt wäre ich wahrscheinlich Schildkrötenauge."
(Foto v.l.n.r.: Indianer, Helmut Nickel, Indianer, Horst-Joachim Kalbe)
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Franz Zumstein
Der schweizerische Comicautor Franz Zumstein zeichnete wöchentlich eine Seite der "Himmelsstürmer" für die Coopzeitung, die dann gesammelt bis 2007 in neun Alben beim Verlag Scilly herauskamen. Seine Serie "Der Wüstenfalke" ist inzwischen beim vierten Band angekommen, so dass Zumstein es schafft, jedes Jahr ein neues Album fertig zu stellen. Der Wüstenfalke fliegt bei Delcourt in Frankreich und bei comicplus+ in Deutschland. Die Fanszene für Fliegercomics ist nicht nur in Deutschland, sondern gerade auch in Frankreich sehr lebendig.
(Foto: Franz Zumstein)
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Doujinshi
In der von Anne-Maren Delseit moderierten Gesprächsrunde verstand man "Doujinshi" als Comic, der im Eigenverlag erscheint, also das, was in der deutschen Heftchenszene bisher gemeinhin als "selbstgetackert" bezeichnet wird. Es gelingt unter den mangainspirierten Eigenverlegern dank der tätigen Mithilfe des Anime- und Mangavereins Animexx bei der Herstellung der selbstgemachten Comics ein immer höheres Niveau. Beim Animexx wurden mittlerweile über 17.000 Doujinshi mit einer halben Million Seiten veröffentlicht, wenn man den Zahlenangaben bei animexx.de verblüfft glauben mag. Weit über 8.000 Zeichner sind in diesem Comic-Bereich aktiv. Beim Druck wählen die Mangaka dann in der Regel Auflagen im unteren Hunderterbereich. Tobias "cato" Hößl, Webmaster bei Animexx, überlegt dazu weitere technische Unterstützung über Tools der Website. Was er an Serverleistung für den Animexx auf die Beine zu stellen hat, muss bei den Terabytes an Zeichnungen enorm sein. Der Grafiker Wolfgang "WolfE" Schütte sorgt für die Vorlagenerstellung und die Produktion von "Manga-Mixx", eine Anthologie, in der bisher um die 2.000 Seiten abgedruckt wurden. "Man vergisst oft, dass in den einigen hundert Seiten Anthologie drei bis vier Monate Retouche-Arbeit stecken", beschrieb Schütte seine Tätigkeit, für die ihn kein Geld sondern der Spaß am Mangamachen motiviert. Seit neun Jahren ist er für den "Manga-Mixx" redaktionell tätig, von dem neun Ausgaben über den Animexx-Webshop erhältlich sind.
(Foto v.l.n.r.: Lisa "Mullana" Schmidt, Anne-Maren Delseit)
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Ehapa-Ecke mit Entenfüßen: Wo bisher der Mosaik-Verlag stand, hat nun Ehapa eine Ecke eingerichtet, in der die neuen Bücher gelesen werden können. Den Weg weisen die gelben Entenfüße.
Erst am späteren Nachmittag wird es einsam an den Kassenhäuschen des Comic-Salons auf dem Rathausvorplatz.
Die Hochschule Augsburg brachte viele Comic-Schaffende an einen Stand, an dem das "Strichnin"-Magazin angeboten wird. "Strichnin" entsteht unter Leitung von Mike Loos an der Fakultät für Gestaltung in der Fachklasse Illustration. Auf dem letzten Salon erhielt man dafür einen Max und Moritz-Preis.
Eine Performance zum Thema Gewalt hinterließ im Rathaus deutliche Spuren. Der OB wird, wenn er mit dem Flieger aus Amsterdam zurück ist, sein Haus renovieren lassen müssen. ;-) "Das Auge schlägt mit" wurde die studentische Versuchsanordnung der Universität Erlangen-Nürnberg überschrieben.
Die Indianerfreunde aus Nürnberg, die den Comic-Salon besuchten, verstehen ihre Vereinsarbeit als angewandte Ethnologie. Dazu steht ein eigenes Gelände nördlich von Nürnberg zur Verfügung, auf dem die Gebräuche der Indianer Nordamerikas aus dem 19. Jahrhundert nachgelebt werden.
Der Bocola-Verlag zeichnet sich durch seine gewissenhafte Arbeit für die Wiederveröffentlichung amerkanischer Zeitungscomics aus. Dazu gehört "Prinz Eisenherz" und "Little Sammy Sneeze".
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