Mitreißend: Wonderwoman rockt die Ausstellung zu Charlie Brown im Bürgermeistergang.
Was ist denn morgen los?
Tipps für Sonntag
- 10-18 Uhr, Comic-Messe im Rathaus
- 10-17 Uhr, Atelier: Druckwerkstatt mit Häfner + Häfner - Comic-Stiche in Linol, Rathausplatz
- 10-17 Uhr, Happy Birthday, Charlie Brown! - Peanuts-Erlebnisspiel, Rathausplatz
- 10-17 Uhr, Comic-Helden Kinderschminken, Rathausplatz
- 10-18 Uhr, Karikatur-Zeichnen, Kongresszentrum, Stand 84 - Halle C
- 10-18 Uhr, Japan erleben - Mahjong, Kongresszentrum, Stand 90a - Halle C
- 10-18 Uhr, Japan erleben - Yukata und Gothic Lolita-Kleider, Stand 90a - Halle C
- 10.15 Uhr, Gewinnspiel: Wer ist hier der Experte?, Rathausplatz
- 11-13 Uhr, Vorträge: Comic und Politik - Propaganda per Comic, Comic von und gegen Rechts in Österreich, Rathaus, Trauungszimmer, 1. Stock
- 11-12.30, 13-14.30, 15-16.30 Uhr, Trickfilm-Workshop, NH-Hotel, Workshop-Raum 1, 1. OG
- 12 Uhr, Vortrag: Comic-Museen in Japan, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 12-16 Uhr, Atelier: Kalligraphie und Origami für Kinder, Kongresszentrum, Kleiner Saal
- 13 Uhr, Künstler im Gespräch: Howard Chaykin (engl.), Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 13-17 Uhr, Aktion: Anime Open House - Kids, Kongresszentrum, Kleiner Saal
- 13-14 Uhr, Atelier: Disney-Workshop mit Flemming Andersen (engl.), Rathaus, Workshop-Raum, 11. OG
- 13.30-14 Uhr, Japan erleben: Teezeremonie, Rathaus, Trauungszimmer, 1. Stock
- 14 Uhr, Gespräch: Comics und die Religionen, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 14, 17 Uhr, Führung zur Ausstellung: Jakob - Ein Comic-Märchen, Kongresszentrum, Rangfoyer, 1. Stock
- 15 Uhr, Gespräch: Die Peanuts werden 60, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 15-16 Uhr, Lesung: Such dir was aus, aber beeil dich! - Kindsein in zehn Kapiteln, Rathaus, Trauungszimmer, 1. Stock
- 15 Uhr, Preisverleihung: World Wide Fund for Nature WWF, Rathausplatz
- 15-16 Uhr, Atelier: Manga-Workshop mit Alexandra Völker, Rathaus, Workshop-Raum, 11. OG
- 16 Uhr, Gespräch: Nach dem Salon ist vor dem Salon, Rathaus, Großer Ratssaal, 1. Stock
- 17 Uhr, Lesung: Der König liest... das Volk möge lauschen, Ralf König
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Auf dem Weg in die Ferne: Ans de Bruin zeichnet am Stand der Epidermophytie und hat sich große Änderungen vorgenommen.
Edition Panel: Bert Dahlmann hat einige Neuerscheinungen mit nach Erlangen gebracht.
Comicbibliothekar: Cuno Affolter arbeitet in der Bibliothek von Lausanne zwischen Regalen voller Comics.
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Samstag, den 5. Juni
Manga-Workshop
Im 11. Stock des Erlanger Rathauses kamen jugendliche Zeichner zusammen, die sich von der erfahrenen Mangaka Alexandra Völker ("Catwalk") Hinweise für den Weg zum Mangazeichner geben ließen. Alexandra Völker, die zur Zeit in Köln studiert, machte das wieder einmal bravourös. In der ihr typischen, lockeren und verständlichen Art wies sie auf den "Nebenberuf" Mangaka hin, zeigte die Möglichkeit auf, die sich durch die Manga-Wettbewerbe in Deutschland bieten (Comic Campus, Manga-Talente, Pimp up my character, MangaMagie) und leitete schnell zum Praktischen über, dass man beispielsweise mit dem Zeichnen der Gesichtskonturen anfängt, damit später die Augengröße besser bestimmt werden kann, oder dass man anfangs die Gesichter nicht frontal zeichnet sondern in Dreiviertelansicht.
(Foto: Alexandra Völker)
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Holocaust, Comic und Geschichtsunterricht
René Mounajed stellte fest, dass das Thema, den Comic im Geschichtsunterricht einzusetzen, zwar nicht neu sei, zurzeit aber neu entdeckt würde. Das bietet Chancen gerade auch beim Unterricht zum Holocaust. Während sich Martin Frenzel dagegen aussprach, die Erzählung "Maus" von Art Spiegelman wegen seiner Komplexität im Unterricht zu nutzen und auch "Die Suche" von Eric Heuvel nicht gut findet, weil darin die Schrecken des Holocaust nicht gezeigt würden, vertrat René Mounjed infolge seiner schulpraktischen Erfahrungen die gegenteilige Ansicht, dass man mit "Maus" sehr wohl arbeiten könne, selbstredend keine Komplettlektüre abverlangen dürfe. Es käme auf die Lernziele an, was einschließt, dass man nicht alles zeigen müsse, sondern dass Andeutungen genügten. Clemens Heidenreich fragte als Moderator, ob bei diesen unterrichtlichen Ansätzen nicht auch auf die Gemachtheit des Comics eingegangen werde, was Mounajed bejahte. Die SchülerInnen würden sehr wohl dahin kommen, Comic in seiner ganzen Breite kennenzulernen.
(Foto v.l.n.r.: Martin Frenzel, René Mounajed)
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Comic-Ausbildung in Japan
Die Seika Universität liegt in der Präfektur Kyoto. Die 1968 gegründete, private Universität besitzt seit 2006 eine eigene Fakultät für Manga (s. http://www.kyoto-seika.ac.jp/eng/) und von den knapp tausend Manga-Studierenden kommen einige Dutzend aus anderen Ländern wie Korea und eben auch Deutschland. Jaqueline Berndt ist dort als Professorin tätig und moderierte die Veranstaltung. Sie bat Christina Plaka ("Yonen Buzz") ihre Mitstudierenden Hyunja Lee, Kei Ichikawa und Bonwon Koo nach den Gründen zu befragen, die sie nach Seika geführt haben. Den Antworten der drei Mangastudenten war zu entnehmen, dass man nach einem Studienplatz gesucht habe, der neben der praktischen Ausbildung auch Hintergründe und Tendenzen sichtbar mache und den Kontakt zu erfahrenen, bekannten Zeichnern ermögliche. Daher habe man keine Fachschule für seine Ausbildung gesucht sondern eine Hochschule. Die Seika Universität bietet Bachelor-, Master- und auch Doktorandenkurse an.
(Foto: Jaqueline Berndt)
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Milo Manara
Als Harald Havas den Comiczeichner Milo Manara als "Legende des europäischen Comic" ansprach, gab das Publikum spontan Beifall. Milo Manara bedankte sich und erwähnte, dass er zwar schon einmal den Kölner Dom besichtigt habe, aber noch nie in Erlangen gewesen sei. Der Kölner Dom sei für eine seiner Arbeiten mit Federico Fellini wichtig gewesen. Da der Beruf eines Comiczeichners gelegentlich ermüdend sein kann, gibt der Besuch solcher Festivals wie in Erlangen die Kraft weiterzumachen. Manara wurde in Bozen geboren, seine Mutter unterrichtete Deutsch und Comics waren bei ihm zuhause nicht erlaubt. Dennoch oder deswegen hat es ihn nicht aufgehalten, Comics zu zeichnen, wobei der das große Glück gehabt habe, in der richtigen Zeit damit anzufangen. Die erste wichtige Begegnung war für ihn diejenige mit Hugo Pratt. Da sie beide Venetier waren, verstanden sie sich bestens. Zudem besaß Pratt als Venezianer keinen Führerschein, so dass Manara quasi sein Chauffeur wurde. Pratt sei für ihn wie ein älterer Bruder gewesen. Milo Manara begeisterte sich für die Filme von Fellini, sie gaben ihm jeweils Nahrung für ein ganzes Jahr. Eines Tages habe dann Fellini bei ihm angerufen, aber er sei nicht zu Hause gewesen, was ihn in schreckliche Nöte brachte, so dass er sich schon fragte, ob er sich vor den Zug werfen müsse. Doch Fellini rief am nächsten Tag nochmals an, womit eine wunderbare Zusammenarbeit begann. Er habe Fellini dazu gebracht, "Die Reise nach Tulum" als Comic herauszubringen, indem er den magischen Hut des Meisters in den Comic einbaute. Dieser Hut sei Fellini einmal von oben aus einem Regal eines Hutladens entgegengefallen, was für Fellini eine magische Ursache gehabt habe, weswegen der Hut für ihn sehr wichtig geworden sei. In der letzten Zeit zeichnete Manara für Chris Claremont an einigen X-Girls, was ihm offenbar Spaß gemacht habe, denn für Manara ist ein richtiger Comiczeichner nur einer, der auch schon einmal Superhelden gezeichnet hat.
(Foto v.l.n.r.: Milo Manara)
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Political correctness
Stefan Pannor muss mit seinen kritischen Äußerungen zu "Mecki" einen Nerv getroffen haben, der sich nicht so einfach ruhig stellen lässt. Die Geisteshaltungen, die in manchen alten Comics sichtbar werden, sollten heute nicht mehr unwidersprochen verbreitet werden. "Tim im Kongo" verkaufe sich laut Ralf Keiser (Carlsen Verlag) im Rahmen der "Tim und Struppi"-Serie am besten. Er sieht in Hergé trotz seiner Darstellung der afrikanischen Bevölkerung jedoch keinen Rassisten, sondern Hergé spiegele mit seinen Alben die Einstellungen der damaligen Zeit wieder. Christian Gasser betonte, man müsse den historischen Kontext mitlesen, weswegen eine historisch-kritische Ausgabe von "Tim und Struppi" angezeigt sei. Keiser entgegnete, dass man darüber zwar nachdenke, doch er frage sich, wer das dann lese. Die Kinder, an die man sich richten möchte, wären das wohl nicht. Michael Lackner bezog sich auf "Mecki", als er darauf verwies, dass den Kindern damals nicht bewusst gewesen sei, wessen sie ausgesetzt waren. Diese Leser sehen "Mecki" heute in einem anderen, nostalgischen Licht und sind dadurch unkritischer, als Leser, die "Mecki" heute erstmalig in die Hand nehmen. Auch Bernd Dolle-Weinkauff gab zu bedenken, wie schwierig man es mit der Relektüre eines Kultwerkes habe. Die Publikumsfrage, warum Carlsen einen solchen Stoff, würde er ihnen heutzutage angeboten, nicht veröffentlichen würde, sehr wohl aber "Tim im Kongo" weiterverkaufe, blieb am Ende der Veranstaltung als offen im Raum stehen.
(Foto v.l.n.r.: Bernd Dolle-Weinkauff, Michael Lackner)
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Maryse und Jean-François Charles
Mit "India Dreams" sind Maryse als Szenaristin und ihr Mann Jean-François Charles wieder gut im Gespräch, nachdem J.-F. Charles mit "Die Pioniere der neuen Welt" in den 80er- oder "Fox" in den 90er-Jahren sehr bekannt wurde. Für "India Dreams", infolge einer Reise nach Indien entstanden, wählte Charles einen eher malerischen Stil. Da Casterman eine Ausgabe von "India Dreams" in Indien herausgeben möchte, bat der Verlag Casterman J.-F. Charles um die Umarbeitung diverser Szenen. Charles zeigte dem Publikum, wo er die Frauengestalten "angezogen" hat und welche Panel er umgestalten musste. Nun wird es mit "Africa Dreams" weitergehen. Die Frage aus dem Publikum, ob die deutsche Ausgabe von "India Dreams" in einem kleinformatigeren Gesamtband (statt wie im Original in drei Alben) nicht problematisch sei, bantworteten die Autoren mit einem Nein. Ihnen gefalle das Buch so wie Splitter es herausgegeben habe ohne Bedenken hinsichtlich der Größe und der Anordnung von Cliffhangern. Maryse und J.-F. Charles gingen auch auf die politisch desolate Situation Belgiens ein, in der der Wähler nicht wisse, wie sich seine Partei später orientieren werde, weil sich die Koalitionen nicht nach politischer Richtung sondern nach Sprache bildeten.
(Foto: Maryse und Jean-François Charles)
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Comic als kulturelles Erbe
Er bezeichnet seine Situation selber als "privilegiert". In Lausanne betreut Cuno Affolter in der Bibliothek 130.000 Comics und damit Verwandtes. Damit steht in Lausanne hinter Angoulême das zweitgrößte Comicarchiv. Zudem hält die Bibliothek 36.000 Leseexemplare für das comicbegeisterte Publikum bereit. 70.000 SFr stehen Affolter im Jahr für den Ankauf von Comics zur Verfügung und nochmals 30.000 SFr für Originale. 50.000 Dokumente der Sammlung wurden bisher katalogisiert. An der Sammlung arbeiten neben Affolter noch drei Teilzeitkräfte (Halb- und Dritteltagsstellen). Als er kürzlich einmal gefragt wurde, warum man Comics in diesem Umfang sammeln müsse, antwortete Affolter mit "für die Marsianer". Damit möchte er verdeutlichen, dass Comics Belege für die geschichtliche Entwicklung der Alltagskultur seien wie andere Dokumente auch. Bernd Dolle-Weinkauff beklagte demgegenüber den Zustand an seinem Institut, in dem man noch nicht einmal Verständnis für den zunehmenden Platzbedarf der Bibliothek zur Jugendbuchkultur erreiche. Alexander Braun, Autor des eindrucksvollen Buches "Jahrhundert der Comics" und studierter Kunsthistoriker, empfand es stets als sehr frustrierend, dass dem Comic kein gleichwertiges Interesse in der Archivierung zukomme wie den Zeugnissen der bildenden Kunst, wo man von Picasso beispielsweise jeden Kleinigkeit archiviere.
(Foto: Alexander Braun)
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Vorentscheid zu den Deutschen Cosplay-Meisterschaften: Auf dem Erlanger Rathausplatz lief zeitgleich zum Vorentscheid in Bremen bei bestem Wetter die heiße Phase der Cosplay-Meisterschaft an.
Comicbörse: Die Händler füllten den Neuen Markt und den angrenzenden Rathausplatz mit einem vielfältigen Angebot.
Trara: Der 25. Geburtstag des Verlags comicplus+ wurde zünftig mit Blaskapelle und Riesentorte begangen. Bodo Birk beglückwünschte die Geburtstagskinder Peter Hörndl (links) und Eckart Sackmann (rechts) seitens des Comicsalons.
Sonnige Laune: Am Wochenende fand der Comic-Salon bei bestem Wetter statt. Auf dem Rathausplatz konnte man sich passend verpflegen lassen.
Max und Moritz-Preisträger: Pierre Christin (Mitte), mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, nutzt das gute Wetter für einen Spaziergang mit Andreas Knigge (links).
Klebeleidenschaft: Diese beiden Sammler füllen ihr Stickeralbum und tauschen fehlende Kleber mit den Vorbeigehenden.
Promotionsstudium: Christina Plaka ("Yonen Buzz") nutzt die Möglichkeit, in Japan an der Seika University intensiv Manga zu studieren.
Martialisch: Die Ausstellung zum Zeitungscomic wurde zeitweise von einer waffenstarrenden, illustren Truppe bewacht.
Epidermophytie: In der 15. Ausgabe dieser Heftreihe wurde von aha (Foto) der Zeichnerkollege Levin Kurio in den Blick genommen.
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